Tabus

  • von Enchantra
  • 14 Juni, 2019

Über die Stigmatisierung Unschuldiger

Periode

Wie sagt Carolin Kebekus so schön: Nach einem OB zu fragen, ist wie ein Deal mit Koks. Niemand soll mitbekommen, was du dir gerade organisierst. Recht hat sie! Wie oft bin ich schon in schamhaftem Flüsterton um einen Tampon gebeten worden und habe es dann der Fragenden aus Rücksicht auf ihre peinliche Berührtheit konspirativ zugesteckt, so dass sie es verdeckt und betreten in ihre Tasche stecken konnte und sich keine Sorgen darüber machen musste, wer gerade mitkriegen könnte, dass ihre Muschi Blut spuckt.

Die Periode gilt noch immer als ekelhaft, obwohl sich die halbe Welt heutzutage für emanzipiert und aufgeklärt hält. Trotzdem zeigt die Tamponwerbung eine blaue Flüssigkeit, die klinisch rein von einem OB aufgesogen wird, denn rot ist ekelhaft, wäre zu nah am "Original". Trotzdem reden wir von „der roten Tante“, „dem roten Meer“ oder „meinem Zeug“, denn die Periode gilt als ekelhaft. Trotzdem schämt sich so mancher Kerl, der seiner Freundin beim Einkauf Obs mitbringen soll (… aber nicht die Großen, oder? Sonst denkt jeder, meine Freundin hat eine Muschi wie der St. Gotthard-Tunnel).

Mentale Gesundheit

Auch das PMS davor ist kein Zustand, PMS ist eine Beleidigung. Wie so viele Zustände und Erkrankungen, über die noch weniger offen gesprochen werden kann als über die Periode. Psychisch krank, so möchte sich keiner nennen. Wer ein Burn-out hat, verschwindet elegant für ein paar Wochen oder Monate von der performanceorientierten Büro-Tanzfläche und hofft, nach seiner Rückkehr nicht angesprochen zu werden. Wird er auch nicht, denn die heißesten Vermutungen wurden sowieso schon in seiner Abwesenheit besprochen.  

Sexualität

Selbst Homosexualität, von der heutzutage – zumindest in Deutschland – behauptet wird, sie wäre weitgehend akzeptiert, wird noch immer von vielen Vorurteilen begleitet. Noch immer wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, ob es nicht doch eine psychische Abnormität sei, die auf negative Erfahrungen mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil oder zumindest Angehörigen des anderen Geschlechts zurückzuführen sei. Freud würde sich über solche Theorien freuen. Noch heute dreht er sich nicht im Grabe um, sondern tanzt auf einer Wolke psychoanalytischer Intoleranz. Aber wie auch Freud im Ganzen sind auch solche Theorien veraltet und wissenschaftlich längst überholt. Abgesehen davon – und da wären wir wieder bei den psychischen Krankheiten – was wäre so schlimm daran, wenn es eine wäre (was es nicht ist)? Haters shall shut the fuck up!

Pornos

Was ebenfalls noch immer als psychische Verirrung oder zumindest Zeichen erbärmlicher Verzweiflung und Einsamkeit gilt: der Konsum von Pornos. Besonders Frauen kichern verlegen, sobald das Thema angeschnitten wird, und die wenigsten Females geben zu, selbst schon mal Pornos angeschaut zu haben, die ihnen nicht „bei einem Freund“ oder „in einem unbeabsichtigt geöffneten Pop-Up“ präsentiert wurden. Dabei weisen die Statistiken von pronhub darauf hin, dass immer mehr Frauen Pornos konsumieren. Das gleiche gilt folglich auch für das Thema Masturbation. Noch immer wird sich verschämt darüber ausgeschwiegen. Freilich sollte das Ziel nicht sein, mit der eigenen Sexualität, Masturbationsgewohnheiten oder Porno-Vorlieben hausieren zu gehen. Aber muss man sich heutzutage wirklich noch dafür schämen?

Sind wir scheinheilig?

Sind wir also wirklich einfach nur scheinheilig, wenn wir behaupten, tolerant zu sein, in Wahrheit aber ein ganz anderes Verhalten an den Tag legen? Oder sind wir Opfer eines diffusen, womöglich anerzogenen Schamgefühls, dessen Ursprung wir noch immer nicht völlig zuordnen können? Falls ja, liegt die Vermutung nahe, dass diese Scham wohl weniger angeboren ist als dass sie unserer Sozialisierung in einer Gesellschaft entspringt, die Urteile wie „peinlich“, „ekelhaft“ oder „krank“ von Generation zu Generation weitergibt.

Religionen spielen eine tragende Rolle dabei, intolerante Urteile tief in unser Bewusstsein einzugraben. Bei der Stigmatisierung von Frauen oder nicht-Heterosexuellen sind sich die Weltreligionen ausnahmsweise einmal einig. Ob im Judentum, Islam oder Hinduismus, die Frau gilt während ihrer Periode als unrein, sie darf das Gotteshaus nicht betreten und Sex mit ihr ist tabu. Das Christentum hat sogar eine Erklärung für die Ursache dieses Ekels, der mit der Periode verbunden wird: Die Periode ist die Bestrafung für den Sündenfall. Diese Intoleranz zeigen die religiösen Führer auch gegenüber der anderen unnötigen Tabus, die hier beschrieben wurden: Homosexuelle, psychisch Kranke, Wichser, sie gelten alle als unreine, sündige und psychisch verirrte Menschen.

Fazit

Wir von Lost Philosophy sagen: Schluss mit unnötigen Tabus, mit denen natürliche Vorgänge diskreditiert werden. Schluss mit scheinheiligen Toleranzbekundungen, die mit dem eigenen schamhaften Verhalten und den eigenen, hinter vorgehaltener Hand gesprochenen Worten nicht viel zu tun haben. Schluss mit der Stigmatisierung von Zuständen und Orientierungen, für die niemand etwas kann und mit denen keiner irgendwem wehtut. Schämt euch nicht für das, was ihr seid. Menstruierende Frau? So what, es gibt Schlimmeres, zum Beispiel Alkohol-transpirierende Grapscher. Psychisch krank? So what, ist doch nicht eure Schuld, ist höchst wahrscheinlich die Schuld von jemand anderem. Porno-Gucker? Spoiler-Alert: Ist heutzutage so gewöhnlich und verbreitet wie Netflix-Binge-Watching … sogar noch gewöhnlicher und noch weiter verbreitet. Schwul, lesbisch, bisexual, bichoosy oder was auch immer? Seid stolz, wer in der Lage ist zu lieben, sollte damit angeben dürfen.

Auch wir wollen uns bemühen, den Diskurs mit unseren Lesern aufzulockern, indem wir stolz zu unseren Peinlichkeiten stehen.

von Enchantra 18 Okt., 2019

I realized, that you can´t make decisions just relying on logical thinking. Feelings are an importand advisor as well, because you need to choose, what makes you happy. That sounds like the most obvious fact in the world: You need to choose, what makes you happy. But frankly, I have realized, that to some people, it is not that obvious.

I know a lot of people, who chose what doesn´t make them happy. They chose a career, that doesn´t make them happy. They chose a partner, who doesn´t make them happy. They chose a hair colour, that doesn´t make them happy.

And even more importandly: They chose to care more about the things, that don´t make them happy than about all the precious little moments, they are allowed to enjoy.

I often wonder: Do I make decisions, that don´t make me happy? If yes, why would I do something so stupid? Maybe because you need to know, what will make you happy, to choose, what makes you happy. Do I know, what makes me happy?

But maybe I shouldn´t waste so much time thinking about that. I should rather be happy about the precious little moments, I am allowed to enjoy.

von Enchantra 13 Aug., 2019

Wer es wagt, den komfortablen Schutz eines Arbeitgebers zu verlassen, der zuverlässig Gehalt zahlt und für alle Probleme beschuldigt werden kann, und den Neuanfang als Freiberufler wagt, bekommt es schnell mit einer neuen Art von Vorgesetzten zu tun: den Kunden. Nicht nur diejenigen, die sich mit eigenen Dienstleistungen und Produkten in das Haifischbecken gefüllt mit gierigen  Kunden stürzen, sondern auch Angestellte mit Kundenkontakt machen oftmals die Erfahrung: Kunden können tyrannischer sein, als mancher Vorgesetzte.

von Enchantra 11 Aug., 2019

It´s hard to find someone who matches you intellectually. It´s not about how smart people are. It´s about how their minds work. I personally love to be bubbeling over with weird ideas and to get lost in philosophical questions.

Social media gives me the opportunity, to communicate with people who love to share my mindset. And though I will never meet them in person, sometimes they seem to be closer than everyone I have to talk to on a daily basis.

Love and greetings to everyone, who feels the same,

Enchantra

von Enchantra 14 Juni, 2019

Wie sagt Carolin Kebekus so schön: Nach einem OB zu fragen, ist wie ein Deal mit Koks. Niemand soll mitbekommen, was du dir gerade organisierst. Recht hat sie! Wie oft bin ich schon in schamhaftem Flüsterton um einen Tampon gebeten worden und habe es dann der Fragenden aus Rücksicht auf ihre peinliche Berührtheit konspirativ zugesteckt, so dass sie es verdeckt und betreten in ihre Tasche stecken konnte und sich keine Sorgen darüber machen musste, wer gerade mitkriegen könnte, dass ihre Muschi Blut spuckt.

Die Periode gilt noch immer als ekelhaft, obwohl sich die halbe Welt heutzutage für emanzipiert und aufgeklärt hält. Trotzdem zeigt die Tamponwerbung eine blaue Flüssigkeit, die klinisch rein von einem OB aufgesogen wird, denn rot ist ekelhaft, wäre zu nah am "Original". Trotzdem reden wir von „der roten Tante“, „dem roten Meer“ oder „meinem Zeug“, denn die Periode gilt als ekelhaft. Trotzdem schämt sich so mancher Kerl, der seiner Freundin beim Einkauf Obs mitbringen soll (… aber nicht die Großen, oder? Sonst denkt jeder, meine Freundin hat eine Muschi wie der St. Gotthard-Tunnel).

von Enchantra 30 Apr., 2019
Wie informieren sich Millenials? Welche Eigenschaften bestimmen ihre Vorlieben? Die Generation, die im Durchschnitt ein höheres Bildungsniveau als vorangegangene Generationen aufweist und gleichzeitig die Aufmerksamkeitsspanne einer Fruchtfliege besitzt stellt Marketingexperten vor rätselhafte Fragen.
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